1837 Wie 2001 bekannt wurde, wurde der Gesangverein Germania 1837 gegründet. In einem Protokollbuch der "Sängergesellschaft Germania" von 1875 geht hervor, dass bereits 1837 fünf Sänger und einem "Ehrenmitglied", wie man früher die passiven Mitglieder nannte, namentlich erwähnt wurden.

Sänger: Konrad Mühlich, Michael Ziegler, Ludwig Ziegler, Johannes Köpf, Leonhard Baumeister (Besitzer des weißen Roß)

Ehrenmitglied: Fabrikant A. Simon (Simon`sche Wollspinnerei 1842 auf dem Gelände E-Werk Hagmeier)

Leider sind aus dieser Zeit kaum Unterlagen vorhanden. Es wird vermutet, dass die Bücher bei den etlichen politischen Unruhen im Land verschwunden sind. Zwischen 1848 und 1860 kam auch das Vereinsleben der Germania und von vielen anderen Vereinen zum Stillstand.

1875 Mit der Kaiserzeit kam wieder neue Ordnung in das Vereinsleben und ab diesem Zeitpunkt wurden Statuten geführt, die jedes Jahr einen aktuellen Mitgliederstand liefern. Zu dieser Zeit gab es nur einen Männerchor. Auszüge aus den Statuten der Sängergesellschaft Germania: Schon bei der Aufnahme in die Sängergesellschaft waren zur damaligen Zeit Bedingungen zu erfüllen, die heute nicht mehr tragbar sind. Zum Beispiel musste diePerson 20 Jahre alt sein, guten Ruf und ordentliches Benehmen besitzen, und er darf keine Schulden machen.Der Singlehrer hat die Person zu prüfen, ob seine Stimme geeignet ist zum Singen, er Noten lesen kann und die üblichen Zeichen kennt, wie: f; ff; p; pp, usw. Erst dann, nach einer Probezeit von 4 Wochen, hat der Ausschuss darüber abgestimmt, ob er als Sänger, oder als Ehrenmitglied ( d.h. als passives Mitglied ) aufgenommen wird.

§ 16 der Statuten: Jedes Mitglied ( Sänger oder Ehrenmitglied) bezahlt wöchentlich so viel in die Kasse als die Umstände es fordern.
§ 15 und § 16 Zum Ein- und Austritt zahlt jedes Mitglied 1 Mark.
§ 17 Strafen: Wer ohne vorhergehende Entschuldigung eine viertel Stunde zu spät in die Singstunde kommt, bezahlt 10 Pfg. Strafe. Wer die ganze Singstunde ohne Ent-
schuldigung versäumt, bezahlt 20 Pfg. Strafe: Der etwaige Entschuldigungsgrund muss vom Vorstand und Ausschuss anerkannt sein. Wer in der Singstunde raucht oder auf irgend eine Art stört, bezahlt 10 Pfg. Strafe.

Gez. Der Vorstand Schulleiter Eitle

2. März 1878 Ein besonderes Fest für den Verein war anberaumt: das Sing-und Tanz-Kränzchen, bei demselben wechselten Gesänge und Vorträge Fabriker Streichmusik in der gelungensten Weise ab. Verbunden war damit ein einfaches Abendessen ( im Gasthaus zum Hirsch ) mit Braten und Salat für 80 Pfg pro Person. Sämtliche Teilnehmer waren schon vergnügt ( Es waren auch Frauen anwesend ). Außerordentliche Teilnehmer waren die Herren von der Fabrik, Herr Heinrich Staub. Der Musik wurde per Mann 3 Mark aus der Kasse bezahlt. Das Geburtsfest Sr Majestät des Deutschen Kaisers wurde am 22. März ebenfalls geziemt gefeiert durch Gesang und Vaterlandslieder, durch Toaste auf Kaiser und Kronprinz (angebracht vom Vorstand Eitle ) auf Armee ( vom Lehrer Killinger in Fabrik ), auf das liebe Vaterland ( von Eitle ) , durch Beleuchtung des Transparents von Kaiser Wilhelm.

30. Juni 1878 Besuch der Fahnenweihe Kriegerverein in Kleineislingen geführt vom Fuhrmann Scheible ( kriegt von jeder Person 15 Pfg. Trinkgeld) 1. Mai wurde dem Vorstand Lehrer Eitle an seiner Wohnung im Rathaus ein prächtiger Maibaum gesteckt, was derselbe als außergewöhnliches Zeichen der Anerkennung mit größtem Dank betrachtete. 14 Tage grünte die Birke.

20. Februar 1887 Am Fastnachtssonntag feierte der Verein seine Unterhaltung im Gasthaus zum Löwen. Mit dieser Feier wurde auch das 50-jährige Bestehen des Vereins gefeiert und wurden hierzu auch die älteren Männer, die den Verein gegründet haben, dazu eingeladen. Es waren hierbei erschienen: Konrad Mühlich, Michel Ziegler, Ludwig Ziegler, Johann Köpf, Leonhard Baumeister. Dieselben waren recht heiter und vergnügt und sangen auch mehrere ältere Lieder. Die beiden Zimmer waren dicht besetzt, es kamen auch 2 komische Duette zur Aufführung und alles war in heiterer Stimmung. In der Ansprache, welcher Vorstand Johann Albrecht hielt, wurde erstlich den Gründern des Vereins in ehrender Weise gedacht, zweitens der Gesang, überhaupt das deutsche Lied gebührend hervorgehoben, zum Schluss wurde noch darauf hingewiesen, dass wir am andern Tag ( als Tag der Reichstagswahl ) auch beweisen, dass wir echte Deutsche sind und treu stehen wollen zu Kaiser und Reich. Hierauf folgte ein Hoch auf die Deutsche Sache, was mit stürmischem Beifall aufgenommen wurde.

1888 Da der Verein die beträchtliche Zahl von 106 Mitgliedern erreicht hat, so wurde beschlossen, einen Vereinsdiener anzustellen. Es hat sich dann hierzu bereit erklärt, derselbe erhält dann für jeden Gang zu sämtlichen passiven Mitgliedern 70 Pfg. Auch wurde für gut angesehn demselben eine kleine Auszeichnung bestehend in einer Mütze mit einer breiten Goldborte und den weißen Buchstaben G und K anzuschaffen. Die Mütze ist beim Einkassieren, bei Produktionen und Ausflügen aufzusetzen.

Am 18. Okt. 1891 verstarb Seine Majestät König Karl. Die Gemeinde veranstaltete einen Trauerzug vom Rathaus zur Kirche. Da zu dieser Zeit kein Gesanglehrer da war, wollten sich die jüngeren Sänger nicht beteiligen. Die älteren Sänger waren somit zu wenig und machten auch nicht mit.Es entfachte sich ein heftiger Streit zwischen älterer und jüngerer Generation. Es wurde eine sofortige Versammlung anberaumt und die Auflösung des Vereins gefordert. Die jüngeren wollten keine Auflösung, so wurde geheim abgestimmt, 8 Stimmen für und 4 gegen die Auflösung. Darauf verließen die Jüngeren das Lokal, kurz darauf auch die älteren Sänger ohne zu wissen, welcher Teil nun den Verein wieder gründen wolle. Dass weiter gesungen werden soll waren sich beide Gruppen einig, nur wem gehört das Mobilar und die Fahne? Es folgten mehrere Versammlungen, jede Gruppe für sich in verschiedenen Lokalen, die einem im Hirsch, die anderen im Lamm. So wie man sich auseinander gestritten hat, so hat man sich auch wieder zusammen gestritten. Über die Wiedervereinigung der Germania freute sich der Wirt zum Deutschen Kaiser G. Albrecht so sehr, dass er spontan 50 l Bier stiftete.

1875 Jeder Verein durchlebt Höhen und Tiefen über Jahrhunderte hinweg. Durch ein solches Tief musste vor fast 100 Jahren die Germania. Bei der Weihnachtsfeier im Jahr 1894 im Lamm kam es zu einem tragischen Unglücksfall mit einem Todesopfer. Bei dem Theaterstück „ Eine fidele Gerichtssitzung“ kam Johann Wiedmann einer Erdöllampe zu nahe und fing Feuer. In der Panik rannte er durch den Saal und auf die Straße und sprang in den Löwenbrunnen. Dabei zog er sich so schwere Verbrennungen zu, dass er am anderen Tag im Krankenhaus starb. Ein schwarzer Tag in einer Vereinsgeschichte. Er war der 22-jährige Bruder von Jakob Wiedmann, welcher die Leitung hatte bei allen Vorträgen und Theaterstücken. Man hielt eine Collekte zu Gunsten der Hinterbliebenen ( 254 M ) und übernahm alle Kosten der Beerdigung. Die Germania ließ 1895 eine Großaufnahme von den Sängern machen. Hierbei wurde der Kopf des verunglückten Kameraden Johann Wiedmann einretuschiert als bleibendes und ehrendes Andenken.

1896 Die Anzahl der Sänger ist bereits auf 31 gestiegen und ebenfalls zum Verein zählen weitere 68 passive Mitglieder.

1923 Enorme Probleme hatte der Verein während der Inflationszeit mit den Beitragszahlungen. Jeden Monat musste der Beitrag, das Honorar für Dirigent und Vereinsdiener neu festgesetzt werden. Ein Dirigent erhält im Monat 100 000 Mark, .. für uns heute unvorstellbar, wie das Geld monatlich, wöchentlich, täglich und zum Schluss sogar stündlich weniger Wert hatte.

1924 Am Samstag, den 05. Juli 1924, abends um 7 Uhr lud der Gesangverein Germania Kuchen zu einem Konzert in den Löwensaal ein. Mitwirkende des Konzertes waren Eugen Schürer (Tenor aus Kirchheim-T.-Stuttgart), Elsa Siehler (Klavierspielerin aus Ulm-Stuttgart) und der Männerchor des Vereins. Das Konzert fand unter der Leitung von L. Schrade statt. Der Männerchor sang "Im Walde" von Schäffer, "Frühling am Rhein" von Breu, "Rosenfrühling" von Jüngst, "Das Finken Frühlingslied" von Attenhofer und "Frühlingsglaube" von Tschirch. Der Tenor Eugen Schürer trug verschiedene Stücke von Schubert, Brahms und Strauss vor.

In diesem Jahr feiert der Verein sein 60. Jubiläum.

1928 lud der Gesangverein Germania Kuchen sämtliche Mitglieder zur Fahnenweihe ein. Für das große Fest am 20. Mai 1928 wurde extra ein Festausschuss gegründet, den Herr Georg Goll als Vorsitzender leitete.

Ebenfalls in diesem Jahr nahm der Gesangverein Germania Kuchen am 10. Deutschen Sängerbundesfest teil. Es fand vom 19. - 22. Juli 1928 in Wien statt.

9. Juni 1929 Ein etwas verwirrter Ausflug nach Unterböhringen wäre noch erwähnenswert. Beim Abmarsch um 2 Uhr bildeten sich zwei Gruppen und der Vorstand vergaß eine Wirtschaft zu bestimmen, wo man sich treffen sollte. So wanderte die erste Gruppe ( die Mehrheit ) in den Adler, der Rest mit dem Dirigenten in die Krone. Damit man singen konnte wechselte die Mehrheit unter Murren in die Krone, so trafen sich 70 Männlein und Weiblein zusammen bei Gesang und Tanz.

2. Oktober 1932 Gauwanderung und Gautreffen des Hohenstaufengaus im Waldheim der Germania Kuchen. Mit Ansprache Namens der Gemeinde Bürgermeister Trostel und Gauvorstand Dr. Frey im Namen des Hohenstaufengaus. Er hab hervor und bedankte sich dafür, dass auf Anregung der Germania Kuchen 1885 der Filsgau-Sängerbund gegründet wurde ( 10 Vereine von Alb, Fils- und Lautertal ). Weil die großen Stadtvereine sich nicht beteiligten, löste sich der Gau nach 11 Jahren auf. Die zweite Gründung ging wieder von Kuchen aus im Jahr 1907 aber diesmal vom Frohsinn Fabrik Kuchen. Im Jahr 1913 wieder Auflösung aus dem gleichen Grund. Eine dritte Gaugründung erfolgte im Jahr 1920 durch Merkle, welche festen Bestand hatte. Gaudirigent Musikdirektor Schneider vereinigte 300 Sänger auf dem Waldheimplatz zu gemeinsamen Liedvorträgen und im Wechsel spielte die SBI-Kapelle fröhliche Weisen. Über den schönen Waldheimplatz äußerten sich sämtliche Besucher sehr lobend. Man sieht, in Kuchen fehlte es nie an tatkräftigen Männern, wenn's ums deutsche Lied geht.

1939 feierte der Gesangverein Germania Kuchen sein 75-jähriges Jubiläum. Der Männerchor besteht mittlerweile aus 56 aktiven Sängern.

1949 wurde der Gemischte Chor gegründet.

1964 Das 100. Jubiläum des Vereins wurde wieder groß gefeiert.

1989 steht das 125. Jubiläum des Vereins an. Hierzu wurde mit einem Festabend am 30. September 1989 in der Bahnhofsturnhalle organisiert, bei dem die Sängerinnen Frida Albrecht, Hildegard Britzelmayer, Johanna Stahl und Anne Vetter, allesamt Gründungsmitglieder des Gemischten Chores 1949, für 40 Jahre Chorgesang mit der silbernen Ehrennadel und einer Urkunde des Schwäbischen Sängerbundes ausgezeichnet wurden. Das Jubiläumskonzert fand am 15. April 1989 in der Ankenhalle statt.